Teil III: Vorstellung von Sexualität

Begehren. Was bedeutet dieser Schritt, diese Grenzüberschreitung, eine Frau, die man toll findet, verehrt, „anschwärmt“ auch in sexueller Hinsicht zu mögen? Ist das „Verehren“ vielleicht schon eine unterdrückte Form der Frauensexualität, so wie die Sammel-Bilder von halbnackten Feen und Elfen, welche (vor allem ältere) Damen bei Facebook untereinander austauschen (siehe Artikel „Unbekanntes Land“ und „Erotischer Kitsch“)? Claudia beschreibt in ihrem Artikel „Teenagerträume“, wie sie in ihrer Teenagerzeit mit ihrer Freundin die Lehrerin oder irgendwelche Stars erst „anschwärmte“ und später in den gegenseitig ausgetauschten Zeichnungen immer mehr erotisierte.

Das weibliche Begehren ist also eine Leerstelle, die nur mit der eigenen Fantasie gefüllt werden kann, eben ein „unbekanntes Land“, dass in den meisten Frauen verborgen schlummert.
Wenn man sich Sexualität mit einer Frau nicht vorstellen kann, dann wird es in der Realität auch nicht passieren, selbst wenn einem bewusst ist, dass man unsterblich in sie verliebt ist. Begehren bedeutet also, die „Herzens-“ und „Seelenenergie“ mit der sexuellen zu verbinden, man liebt nicht mehr nur „geistig“ sondern ganzheitlich, mit dem ganzen Körper. Plötzlich gibt es keine Grenze mehr zwischen einer liebevollen Umarmung und einem begehrlichen an sich drücken. Und ein Kuss (den ich mir früher gerade noch mit einer Frau, die ich verehrte vorstellen konnte)- bedeutet er nicht Liebe und Lust in einem?
Um eine bessere Vorstellung von „Liebessex“ mit einer Frau zu bekommen, gibt es natürlich auch (aber leider nur sehr wenige) Hilfsmittel. Ich kann da nur die „Girlfriendsfilms“ empfehlen, in denen frauenliebende Frauen, vor allem auch attraktive reifere, realen Sex und echte Orgasmen miteinander erleben. Oder das Buch „Odette Pleasures- wenn Frauen lieben“ in denen (Hetero-)Frauen von ihren erotischen Fantasien und Erfahrungen mit Frauen erzählen (vielleicht werde ich daraus mal eine Geschichte auf die Seite stellen), sowie den Hite-Report von Shere Hite, der auch in den siebziger Jahren geschrieben wurde. Es ist in der heutigen Zeit, in der scheinbar alles gesagt wurde und alles schon mal dagewesen ist, sehr schwierig etwas zu authentischer Frauenliebe zu finden. Es existieren Unmengen an „Lesben“-Pornos, die zur reinen Befriedigung von Männerfantasien gemacht sind und dann gibt es ja noch die Lesben und ihre auch eher männlich/schwul identifizierte sich Sicht der Sexualität. Wer mehr zu diesem Thema erfahren will, der lese den Artikel: „Unbekanntes Land“

Um Sexualität mit einer anderen Frau zu erleben braucht man also viel Fantasie, Kreativität und vor allem Mut. Denn mindestens eine von beiden muss die Sache aktiv angehen, sonst wird es immer bei sehnsuchtsvoll ausgetauschten Blicken und unendlicher Idealisierung bleiben. Am besten wäre es natürlich, wenn z. B. die Frau, die älter ist, die Verantwortung übernimmt und das Ganze lenkt, doch in der Realität sind ältere Frauen oft sehr unsicher, da sie u. a. noch viel stärker in traditionellen Rollenmustern verhaftet sind. Also kommt es eher auf Bewusstsein und Erfahrung auf diesem Gebiet an, die Frau, die sich ihres Frauseins und ihres Begehrens bewusster ist übernimmt somit die (Teil-)Verantwortung.
Aktiv auf eine andere Frau zuzugehen bedeutet also mit der Frauenrolle zu brechen. Es ist ein gewaltiger Schritt, denn was „Frau“ ist, wie sie sich zu verhalten und wen sie zu begehren hat, wurde bisher selten von Frauen selbst festgelegt. Es ist der Schritt in eine neue Weiblichkeit und nein, man wird nicht zur „Lesbe“ oder zum Mann, wenn man das Begehren dem bloßen „begehrt werden wollen“ vorzieht. Es ist ein weiterentwickeltes und neues weibliches (Bewusst-)Sein.
Meiner Erfahrung nach ist es meistens so, dass wenn man auf eine Frau zugeht, sie meistens auch in irgendeiner Art und Weise reagieren wird, d. h. wenn man spürt dass von ihrer Seite auch sexuelles Interesse da ist, dann wird sie auch irgendetwas eigenes miteinbringen. Man sollte sich, bevor man sie trifft immer vorher etwas vorbereiten, d. h. man überlegt sich eine Art „Choreographie“, einen Plan, an den man sich dann aber nicht sklavisch hält, sondern der im Unterbewusstsein eine Hilfstellung ist um im richtigen Moment das Richtige zu sagen. Das kann man am besten mit Improvisationstheater vergleichen. Z. B. merkt man sich vor, dass man sie, wenn man sie sieht, nach einem bestimmten Aspekt ihres Lebens ausfragt (der vielleicht mit Frauenliebe zu tun hat), oder man macht im richtigen Moment den Vorschlag gemeinsam wegzufahren.

Es hilft auch, sich vorher eine erotische Geschichte auszudenken, aber sie muss realistisch sein. Man sollte die Frau also gut kennen, um sie ihrer Persönlichkeit entsprechend handeln lassen zu können.
Das Wichtigste aber ist: um Liebe mit einer Frau zu erleben braucht es den richtigen Rahmen, d. h. vor allem Zeit und einen stressfreien Ort, wo man sich Ruhe und den Freiraum nehmen kann um einander zu begegnen (z. B. zusammen in den Urlaub fahren). Sex mit einer Frau ist eben nicht ein schnelles „Reinraus“ sondern, man nähert sich langsam auf der seelischen und körperlichen Ebene aneinander an. Der Übergang zu Sexualität muss langsam und fließend stattfinden, damit man nicht in die Mann-Frau-Rollen hineinfällt und dann künstlich etwas herstellt, erzwingt oder (wie die Lesben) ausagiert. Sich also auf die Intutition zu verlassen ist das Stichwort, eine Verbindung und Verschmelzung auf einer höheren Ebene herstellen- wie Sonia Braga als Maria in einer Folge von „Sex and the City“ zu Samatha, als sie miteinander schlafen wollen, so schön sagt: „This is love-not a porn flick!“