Ich persönlich konnte mit dem ganzen romantisch verbrämten Heirats- und Hochzeitszeugs noch nie etwas anfangen, aber vielen scheint es sehr wichtig zu sein, ihrer Liebe/Beziehung eine gesellschaftlich anerkannte Basis zu geben; auch immer mehr schwulen Männern und lesbischen Frauen. Klar, wenn man Kinder hat wäre eine Adoption durch den Partner/die Partnerin schon sinnvoll, und auch so Sachen wie Erb- und Besuchtsrecht im Krankenhaus müssten juristisch geregelt werden. Aber eine Hochzeit in Weiß und dann zusammen in einem Einfamilienhaus bis das Leben euch scheidet, das waren noch nie meine Sehnsüchte, Wünsche und Träume gewesen; aber jedem das Seine. Ich persönlich halte es lieber wie in diesem Zitat hier:
Mir träumt von einer Gesellschaft, in der die Menschen sich in Eintracht und Vielfalt verwirklichen. In der Menschen, statt ihre Energie damit zu verschwenden, wie die anderen zu werden, herausfinden, was ihr ureigenes Wesen ist. Dabei können Homosexuelle Vorreiter sein, jedenfalls solche, die gelernt haben, sich infrage zu stellen, weil sie es mussten. Und das ist immer noch die Mehrheit. Das hohe Gut, das sie sich bei der Entdeckung ihrer von der Norm abweichenden Sexualität erworben haben, sollten sie mehren, anstatt es auf dem Altar der Heterosexualität zu opfern. Die Homoehe sollten sie schlicht und ergreifend nicht nötig haben.
Der Artikel auf „Die Welt“ ist zwar aus schwuler Männersicht geschrieben – wie übriges generell bei den Begriffen Homosexualität und Homoehe in der Öffentlichkeit zu fast 100% an schwule Männer gedacht wird, lesbische Frauen kommen mal wieder nicht vor – aber dennoch sehr interessant:
Eine lebenslängliche Bindung an die gleiche Frau strebe auch ich heute (noch) nicht an; wäre ich 30 Jahre jünger, könnte ich mir dagegen durchaus vorstellen eine Frau (die Richtige!) kennenzulernen und zu heiraten, deren (kleine) Kinder ich adoptieren und mit ihr großziehen möchte.
Inzwischen gibt es so viele eigens für uns lesbische Frauen geschaffene Projekte, darunter die selbständige Modedesignerin Helen Bender aus Mainz, die ganz zauberhafte maßgeschneiderte Hochzeitsmode für Frauenpaare entwirft; das ist bei jungen lesbischen Frauen wohl nicht viel anders als bei jungen Heterosexuellen: Die festliche Brautkleidung und das Hochzeitszeremoniell sind ein bedeutender Anlass die Geliebte zu heiraten, neben der einzigartigen Harmonie, die Frauenpaare ausstrahlen. Das Naturrecht lesbischer Frauen einander zu heiraten (vorab in der Lebenspartnerinnenschaft verwirklicht) ist meiner Ansicht nach ein Meilenstein auf dem Weg zur Überwindung heterosexuell-patriarchalischer Herrschaft.
Das eigene Haus war schon immer mein Traum (seit wir das eigene verkauft haben) – darin mit anderen lesbischen Frauen zusammenzuleben.
Meine Ziele und Wünsche sind heute natürlich auch anderer Art, u. a. berufliche Selbständigkeit, meine fachlichen Kompetenzen erweitern, finanzieller Reichtum und gleichgesinnte Freundinnen, Erhalt meiner Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
Puh, ich empfinde es irgendwie als anstrengend, wenn von mir erwartet wird, ich müsse anders sein nur auf Grund meiner Homosexualität. Ich bin so vielfältig wie andere Frauen, so vielseitig wie ich sein will. Meine Verlobte und ich träumen dennoch von einem langen, gemeinsamen Leben in einer rechtlich anerkannten, geschützten und der Ehe gleichgestellten Verbindung. Ich will gar nicht anders sein, aus der Masse herausstechen – dennoch tun wir es, wenn wir in der Öffentlichkeit Händchen halten und “Muttiküsse“ austauschen. Ich will einfach nur gleich behandelt werden.