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Ich bin keine „Kreative“ in dem Sinne, dass ich z. B. gute Gedichte schreibe, oder mir einen ganzen Roman ausdenken kann. Ich war mein Leben lang eigentlich nur Interpretin, hauptsächlich als Musikerin und Sängerin und von 2008-2014 als Blogschreiberin. Wir hatten so einige Leser – Viele lesbische Frauen, die auch kommentierten und auch viele Heterofrauen, die wohl meistens nur passiv mitlasen und natürlich, die Männer die den Begriff „geile Lesben etc.“ googelten. (Die verschiedenen Arten von Besuchern konnten wir anhand der Suchbegriffe in unserer Blogstatistik genau sehen.) Den Blog gründete ich ursprünglich mit einer Freundin, da wir uns damals gegen die damalig herrschende Diktatur der maskulinen Lesben in der Lesbenszene auflehnen wollten (dazu später mehr), doch es wurde zu einer (Bewusstseins-)Reise in eine andere Welt, wir fingen an die versteckte frauenliebende Welt hinter der immerzu leuchtenden Fassade der gesellschaftlich postulierten Heterosexualität zu erkunden. Nämlich zu entdecken, dass auch viele vermeintlich heterosexuelle Frauen Gefühle für Frauen haben, sich heimliche Fantasien machen, sich in die beste Freundin oder die Schülerin/Lehrerin verlieben, aber dieses so gut wie nie ausleben. Und wir begannen uns zu fragen: Was ist der Unterschied zwischen solch einer Frau und einer „richtigen Lesbe“. Sind es wirklich diese Labels die uns voneinander unterscheiden, oder hat es vielleicht auch etwas mit Mut und Selbsterkenntnis zu tun. Oder gibt es Abstufungen in der sexuellen Orientierung, bzw. im Begehren, was ist Bisexualität eigentlich wirklich, Fragen über Fragen…
Ganz kann man sich mit dem Verstand da nicht annähern, aber es gibt viele feministische Erklärungen dazu. Eine Freundin von mir hat mal gesagt: Man kann erst beurteilen was echte Bisexualität, lesbische Liebe und Heterosexualität ist, wenn man wirklich in einer freien Gesellschaft lebt in der keine dieser Sexualitäten als Norm postuliert ist.
Dennoch fällt mir auf, dass immer mehr Frauen diesen lesbischen Teil in sich zulassen, wenn auch nur in der Phantasie. Und wenn zwei sich begehrende Frauen sich begegnen, dann muss eine ganz mutig sein, und das auch oft bei Lesben. Und die, die mutig ist, muss die eine Männerrolle annehmen, oder kann sie auch ganz als Frau aktiv werden? Müssen alle diese Geschlechterklischees durchlaufen werden, oder kann man auch was ganz neues erfinden. Ich als lesbische Frau, habe mich von anderen lesbischen Frauen oft sehr in eine Rolle gepresst gefühlt. In die weibliche Klischeerolle und in die männliche. Mal sollte ich der Kerl sein, der beim Sex nicht wirklich zurück angefasst wird und mal war ich die Femme, der ein Drink nach dem anderen ausgegeben wird. Das sind natürlich nur einige lesbische Begegnungen, aber… Die Affären mit heterosexuellen Frauen liefen gänzlich anders ab, sie entstanden eher aus Freundschaften und waren insgesamt was die Geschlechterrollen betrifft etwas flexibler. Meiner Meinung nach, war da weniger Druck, im Bett zu „performen, weil man ja Lesbe ist und es hinkriegen muss“ sondern eher ein sich hingeben, bzw. neugierig sein und ausprobieren.
In diesem Sinne freue ich mich, dass unser Blog wieder online gegangen ist. Ich freue mich auf ein neugierig und offen sein, vielleicht wird es ja wieder so eine „bewusstseinserweiternde“ Reise wie damals (und vielleicht für mich aus einer noch weniger idealisierenden Perspektive). Zum Abschluss möchte ich noch ein passendes Zitat posten aus dem Buch/Film „Interview mit einem Vampir“ von Anne Rice:

Reporter:“ Was haben sie gesehen? „Louis: “ Das kann man nicht in Worte fassen. Da kann man genauso gut den Himmel fragen was er sieht, kein Mensch kann das begreifen. Die Statue schien sich zu bewegen, tat es aber nicht. Die Welt hatte sich verändert und doch blieb sie gleich. Ich war ein neugeborener Vampir und weinte über die Schönheit der Nacht.“