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Der Nähkreis ist ein privater Zusammenschluss frauenliebender Filmschauspielerinnen, den es in der sogenannten „Goldenen Ära“ von ca. 1920 bis 1950 in Hollywood gegeben hat. Bekannte Filmdiven, die ihm angehörten, waren z. B. Joan Crawford, die Affären mit Kolleginnen wie z. B. Barbara Stanwyck und Marlene Dietrich hatte, Greta Garbo, die nie heiratete und sich schon mit 36 Jahren aus dem Showbusiness zurückzog, sie war u.a. mit Mercedes de Acosta zusammen, Tallulah Bankhead, Ava Gardner, Marilyn Monroe, Katharine Hepburn und viele weitere bekannte Schauspielerinnen.
Der Nähkreis ist vergleichbar mit der Bloomsbury Group, dem u.a. Virginia Woolf und Vita Sackville West angehörten, und wurde vermutlich zuerst von der Schauspielerin Alla Nazimova Mitte der 20er Jahre gegründet. Sie gab private Partys und versammelte frauenliebende Schauspielerinnen und Autorinnen um sich, so ergab sich ein loses Netzwerk frauenliebender Künstlerinnen, die sich untereinander alle kannten. Zehn Jahre später versammelte sich ein ebensolcher Kreis von Künstlerinnen/Schauspielerinnen um Marlene Dietrich.

Marlene Dietrich und viele weitere Frauen führten meistens nach außen hin eine sogenannte Lavendel-Ehe (eine Scheinehe mit oft schwulen Männern), die ihr Liebesleben mit Frauen kaschieren sollte, da u.a. die Vertragsklauseln ihrer Studios dies von ihnen verlangten, denn sie sollten ja als Projektionsfläche (für Männerfantasien), als „heterosexuelle“ Filmdiva für die breite Öffentlichkeit hinhalten. Der in den 20er Jahren eingeführte Motion Picture Productions Code von Will H. Hays verbot u.a. die Darstellung von homosexuellen Inhalten im Film und führte strenge das Privatleben betreffende Moralklauseln in den Verträgen der Schauspieler ein.

Interessant ist auch, dass die Mitglieder des „Nähkreises“ Wert darauf legten, sich von der „gemeinen Lesbe“ abzugrenzen. So traf man sich eher im privaten Rahmen, auf Hauspartys und weniger in Szenebars und versuchte auch möglichst, die Wörter „lesbisch, Lesbe“ als Kategorisierung (pathologisierte homosexuelle Identität) zu vermeiden. Viele Schauspielerinnen verkleideten ihre Liebesbeziehungen zu Frauen als „platonische Freundschaften“ und von denen sie auch oft mehrere hatten, was zu einer Art emotional/sexuellem Beziehungsgeflecht führte.
Die Frage, ob die Schauspielerinnen eher lesbisch, oder bisexuell waren finde ich schwer zu beantworten, denke aber, dass viele auch mit Männern geschlafen haben um z. B. an Filmrollen zu kommen (also „lesbische Nutten“) und andere wiederum nur nach außen eine Lavendel-Ehe führten aber rein frauenliebend waren.
Jedenfalls waren Schauspielerinnen und u.a. Prostituierte, die ersten Frauen, die arbeiten und von Männern finanziell unabhängig leben konnten, oft auch frauenliebend. Gleichzeitig waren die engen ins erotische gehenden Frauenfreundschaften zwischen den Schauspielerinnen wahrscheinlich noch in der Tradition der ab der Renaissance in Europa gelebten romantischen Freundschaften, die im 19. Jahrhundert durch deutsche Sexualwissenschaftler pathologisiert wurden. Deswegen kann man diese Arten von Beziehungen nicht mit der modernen homosexuellen Identität vergleichen.
Interessant finde ich auch, dass es z. B. in den heutigen amerikanischen Fernsehserien (die Nachfolger von Hollywood) wie „Two and a half men“ sehr viele Anspielungen auf „klemmschwule“ Männerliebe gibt, aber dass das frauenliebende Begehren überhaupt kein Thema mehr ist.

Ich habe hier eine Collage mit authentischen Fotos aus dieser Zeit zusammengestellt, die erahnen lässt, wie die Realität „hinter den Kulissen“ der heterosexuellen Propagandamaschinerie Hollywoods damals ausgesehen haben könnte…

Joan Crawford und Paulette Goddard

Joan Crawford und Barbara Stanwyck

Joan Crawford und Barbara Stanwyck mit Lavendel-Ehemännern Franchot Tone und Robert Taylor

Janet Gaynor und Margaret Lindsay

Marlene Dietrich und Joan Crawford

Dolores Del Rio, Douglas Fairbanks Jr, Marlene Dietrich

Marlene Dietrich und Claudette Colbert

Liebesbriefe von Mercedes de Acosta an Greta Garbo

Nacktfoto von Greta Garbo gemacht von Mercedes de Acosta

Ava Gardner und Lana Turner

Ava Gardner und Lana Turner

Joan Crawford mit Freundinnen

Szene aus The wild party mit Clara Bow

Szene mit Clara Bow