youtube text: Patricia Field is interviewed by Adriana Kaegi of dearaddy.com at her store in New York City. These two unconventional women go way back and give you a fun and true inside view into the style Icon’s attitude towards life, streaming, social media and how to be content.
Ich persönlich glaube, dass auch Patricia Field zu Anfang ihrer Karriere entweder hetero war- denn sonst bekommt man als Frau kaum Kontakte, bzw. kaum einen Fuß in die Tür der Berufswelt. Oder sie hat sich von Anfang an schon als Schwulenikone inszeniert (auch eine Art von Männerkontakte haben )….Zumindest war das bisher so. Ich hoffe, dass künftige Frauengenerationen das irgendwie anders lösen werden…
Schade das Patricia Field immer nur von diesen „Sex in the City Fashion Victims“ okkuppiert/mit dieser dümmlichen Hetero-Konsum-Carrie and Mr Big-Frauenserie in Verbindung gebracht wird, denn eigentlich ist sie eine sehr krasse, attraktive, unkonventionelle und frauenliebende Frau…! Sie ist eine weibliche Butch.
wofür steht Butch in Verbindung mit „weiblich“? Was macht eine Butch für dich aus? mir gefällt, dass der Begriff bei dir jetzt positiv besetzt ist. Ich bezeichne mich seit letztem September als Weibmann. Wir alle sind männlich und müssen es sein, um zu überleben.
Also als positiv besetzte ich dieses ganze Butch-Femme Ding immer noch nicht, und als Weibmann würde ich Patricia Field auch nicht bezeichnen. Sie ist eine sehr starke, unkonventionelle und kreative Persönlichkeit, aber unterscheidet sich von der Energie definitv von dem was man in der Szene als Butch versteht, weil die da zu sehr „Mann“ reinbringen. Das ist ein spielen mit Energien, als Frau etwas „die Butch raushängen zu lassen“ (es gibt kein besseres Wort dafür), aber dennoch Frau zu bleiben und nicht zu „transvestieren“. Also auf sexueller Ebene zu sagen: ich bin ganz Frau, eine aktive Frau, die Kunstfigur Carmen fällt mir dazu noch am ehesten ein. Die extremste Ausformung von diesem Transvestismus ist ja diese Stone-Butch, die sich im Bett nicht auszieht und sich auch nicht von ihrer Femme berühren lässt, weil eine Berührung/ein Hingeben für Weiblichkeit ect steht (und wohl auch ihren „Schwindel“ auffliegen lassen würde). Das ist Patriarchat pur und mir gruselt es bei der Zelebrierung solch Inzenierungen, hat für mich die Energie einer „patriarchalen Zombieparade“.
Ich habe mir sagen lassen, dass es auch Stone Femmes gibt. Dass „stone“ sein ist unabhängig von der Identität „Butch“. Ich denke es hat sehr viel mit Scham zu tun und das Label „stone“ dient als eine Art Schutzschild. Nicht jede Lesbe kann wie Patricia Field eine starke, kreative Persönlichkeit sein wie sie dir als Idealbild vorschwebt. Vielleicht ist es unfair „normale“ Lesben mit ihr zu vergleichen. Lesben können auch zurückhaltend und introvertiert sein. Deshalb sind sie nicht weniger weiblich. Ich bin nicht feminin. Dafür weiblicher als viele. Ich bin kein Zombie nur weil ich mich traue „Männer“-T-Shirts zu tragen, ungeschminkt mein natürliches Gesicht zu zeigen, ich mich aber leider mit meinem weiblichen Rundungen nicht wohl fühle und mich sehr dafür schäme. Es liegt nicht an mir, sondern an der Gesellschaft. Ich bin nicht wie feminine Frauen gestrickt, werde es nie sein. Feminine Frauen leben auch nur die patriarchale Frauenrolle, zumindest machen auch sie Zugeständnisse, die nicht zu mir passen. Gerade Lesben wie ich haben gar keine Vorbilder und wir bekommen auch keine Hilfe. Da musst du dich nicht wundern, wenn manche sich ganz an der maskulinen Männerrolle orientieren. Und das sind oft auch keine Butches, sondern es kann jede Frau/Lesbe sein. Weil sie sonst nichts haben und unsicher sind und Schutz brauchen und sich deshalb auch nicht hingeben können. Habe mir sagen lassen, dass es auch viele Heterofrauen nicht können. Sie betäuben ihre Weiblichkeit vielleicht mit Diäten oder sie pornofizieren sich. Es gibt viele Mittel. Jede Frau macht Zugestänisse an die Gesellschaft und verleugnet sich auf eine Weise oder kann sich nicht frei entfalten. Wir sitzen doch alle im selben Boot. Und jede „Frau“ entwickelt ihre eigenen Überlebensstrategien. Und Lesben müssen eben noch einmal kreativer dabei sein als Heterofrauen (=diejenigen, die aus egal welchem Grund, Partnerschaften mit Männern anstreben) und sie kommen auch zu anderen Lösungen. Gerade die verletzlichen unter ihnen. Ich habe oft deine Geschichte gelesen. Das mit der Schreinerlehre. Unglaublich erscheint mir das. Du wurdest zutiefst verletzt, weil du auch ein falscher Mensch am falschen „Ort“ warst/bist. Dir ist offensichtlich ein anderer Weg vorbestimmt gewesen, der tiefer geht und nach Antworten sucht. Und du lässt die Welt daran teilhaben. Ich bin dir da sehr ähnlich. Es liegt nicht jedem Menschen, sich so anzupassen und „mitzuspielen“. Ich bin auch Außenseiterin. Noch viel mehr als du und abgeschnitten von Frauen. So muss/te ich überleben. Stell dir das mal vor. Zurzeit frage ich mich, ob sich die „Szene“ wie es sie früher gab, sich nicht bald komplett auflösen wird. Was meinst du? Ich habe Angst, dass es bald nur noch Mainstream-Frauen gibt wenn alle Feministinnen ausgestorben sind. Ich habe angst, ganz allein dazustehen. Und ich trauere auch um den Weibmann, der ich hätte sein können in einer anderen Welt. Ich trauere um all das, was mir genommen und zerstört wurde/wird, weil ich in dieser Welt (über-)leben muss/te. Was glaubst du, macht die Frauen aus, die zum Feminismus finden. Die, die ähnlich empfinden wie du? Diese Minderheit an Lesben/Frauen? Warum sind es nur so wenige? Warum gerade ich? Und was fange ich damit an? ;)
Ich weiß nicht, warum die einen Frauen zum Feminismus finden, und die anderen eben nicht. Vielleicht ist es ein ganzes Konglomerat an Gründen, die manche Frauen sich anpassen lässt, und andere ihr Leben lang Fragende und Suchende bleiben. Meine persönliche Erfahrung ist, dass z. B. gutaussehende Frauen oft den leichten Weg nehmen, ihr eigentliches Begehren verdrängen/oder es erst gar nicht entdecken und die Angebote annehmen, die das Patriarchat ihnen so anbietet. Sie wollen gefallen und Erfolg haben, und dem eigenen Begehren zu folgen, zu Hinterfragen und zu Denken ist eben der steiniger Weg und man kriegt da selten Beifall für. Frauen, die nicht so den herrschenden Schönheitsidealen entsprechen, kommen mehr zum Nachdenken, weil sie z. B. eben auch schneller bemerken, dass Frauen zwar oft als Sexualobjekte geschätzt/gesehen, aber nicht als Mensch wahrgenommen/ernstgenommen werden. (Ich habe da mal ein sehr interessantes Interview mit der britischen Schauspielerin Tilda Swinton gelesen, die darin meinte, dass sie im Nachhinein froh ist, in der Pubertät nicht zu den hübschen und angesagten Mädchen gezählt zu haben-zu blass, groß und dünn- und damit eher von Jungs in Ruhe gelassen wurde, und somit zu Denken kam und eine Persönlichkeit entwickeln konnte.) Und weil hübsche Frauen sich meistens an ähnlich attraktiven Frauen orientieren, bzw. zu den „Tollen“ dazugehören wollen, meinen die irgendwann, dass Denken, Hinterfragen, Patriarchatskritik/Feminismus nur was für „hässliche“ Frauen, „Looserfrauen“ ect.ist, weil sie (vor allem wenn sie noch jung sind) durch Anpassung an die patriarchale Frauenrolle/ans Patriarchat, nicht kritisch Denken mehr erreichen. Deswegen findet man unter den Hübschen kaum schlaue und bewusste Frauen, und wenn sie dann mal doch schlau sind, werden sie vom Patriarchat oft für ihre Zwecke „abgeschöpft“ und machen eine angepasste 80h Karriere, entfremden sich von anderen Frauen und schauen auf diese herab. Naja, umfangreiches Thema.
Ich persönlich hatte „Glück“ von meinen Eltern in Ruhe gelassen zu werden und Zugang zu feministischer Literatur zu haben. Das etwas nicht stimmt, wurde mir früh klar, weil ich nie an die Frauen rankam, die ich begehrte, bzw die immer „hetero“ waren ect. Also dadurch, dass ich rigoros versuchten meinem Begehren zu folgen und scheiterte, wurde mir das Patriarchat bewusst. Das machen die meisten Frauen nicht, sie folgen nicht ihrem Begehren, wissen oft nicht einmal was ein Begehren (nicht nur im sexuellen Sinne) ist. z.b erinnere ich mich an ein Gespräch, das ich als ich ca 16/17 war mit einer Bekannten hatte. Ich erzählte ihr, dass mich das völlig irre und depressiv macht, dass ich nie an die Frauen rankommen, die mir gefallen, nach denen ich verrückt bin. Sie schaute mich ganz verwundert an und meinte, was denn daran so schlimm sein… Ich konnte ihre Antwort nicht fassen. Heute verstehe ich sie natürlich besser, weil Frauen eben sehr oft „sich finden lassen“, also einfach nur ja oder nein zu jemandem sagen, anstatt selbst auf „die Jagd“ zu gehen. Sie lassen sich begehren, beschlafen, bestimmen, definieren ec.
Und jetzt zu dem Thema, dass auch Heterofrauen „Patriarchats-opferdynamiken“ aufweisen. Definitiv! Ich habe mich früher nur auf die kerligen Lesben konzentriert, heterosexuell lebende Frauen in dem Punkt ausgeblendet, weil ich eben auch gedacht habe, dass Heterosexualität normal und lesbisch das Unnormale sei. Ich dachte Frauen gehören zu/den Männern, und dass die alle glücklich und normal seien. ja genau. Lesben unterscheiden sich von Heterofrauen nur dahin gehend, dass sie nicht mehr „die Magd des Herrn“ sein wollen (und darunter fällt auch der Diätwahn und die Pornifizierung), davon wegwollen aber oft die Mechanismen des patriarchalen Frauenhasses/der symbolischen Frauenleugnung ect nicht wirklich durchschauen bzw. sie jetzt aktiv übernehmen, und dann unbändigen Frauen/Selbsthass entwickeln. Sie sind also nur einen Mikroschritt weiter. Aber immerhin kommunizieren sie ab und an (wenn es auch nur Beschimpfungen sind), heterosexuelle sich orientierende Frauen verweigern einem oft die Kommunikation, warum auch immer. Sie schweigen, so wie es die Bibel/die heiligen Schriften ihnen vorschreiben: Die Frau darf nicht lehren und muss still sein und sich dem Mann unterordnen (1Tim,2,12) Die Frau soll in der Gemeindeversammlung schweigen (1 Kor 14, 34-36) Und mit dieser Sklavenmentalität stellen sich sich dann noch oft über andere, freiere Frauen, die eben nicht schweigen und einen Austausch wollen.
P.S.: Kennst du eigentlich das Buch „Fleischmarkt- weiblicher Körper im Kapitalismus“ von Laurie Penny, beschreibt ganz gut diese moderne Form der Frauenunterdrückung, die sich als Pornofizierung, Tussitum ect zeigt.
Vielleicht gebe ich mal hier mal negative und positive Beispiele von Butchsein, bzw wo die Gefahren dieser Rolle so liegen können. Z. B. die Sängerin K.D. Lang, als sie jünger war spielte sie noch mit den Attributen des „Männlichsein“ (oder queerseins/des Rolle brechens/überschreitens- wie immer man es auch nennen mag…), sie inszenierte sich als CharmeurIn und womanizer à la Elvis oder Roy Orbison, was ja durchaus seinen Reiz haben kann. Aber wenn ich sie mir jetzt anschaue, gefällt sie mir nicht mehr, als ob aus dem anfänglich ironischen Spiel im Laufe der Jahre bitterer Ernst geworden wäre… Shane aus „The L Word“ (und ich dachte am Anfang immer, dass es The L World heißt…), ist eine junge K.D. Lang, die war wohl auch ein Vorbild für diese Rolle gewesen. Patricia Field beherrscht das differenzierte Spiel der Rollenüberschreitung besser, sie geht an die Grenze, überschreitet diese aber nicht völlig, weil man sich dann meistens wieder in patriarchalen Rollenklischees verheddert/wiederfindet. Die Szene mit Marlene Dietrich in dem Film „Morocco“ ist auch ein gutes Beispiel für eine gelungene Grenzüberschreitung…
K.D. Lang jung und noch mit Charme:
K.D. Lang später, als zu ernsthafte Butch:
Marlene Dietrich im Frack küsst Frau in dem Film „Morocco“:
Hier ist ein blog von einer Feministin und Butch. Wenn man das liest dann wird klar, dass es keine Rolle ist, die gespielt wird. http://bigboobutch.com/
Das könnte schon passen. Ich bin tatsächlich nicht gutaussehend. Meine Eltern haben mich ebenfalls in Ruhe gelassen. Dazu eine alleinerziehende Mutter, die mir keine Heterosexualität vorgelebt hat. Ich hatte dadurch automatisch eine Distanz dazu. Und dann ist mir der Feminismus vielleicht auch angeboren. ;) Es kann auch gut sein, dass mir meine Mutter unterschwellig vermittelt hat, dass Weiblichkeit/Frauen minderwertig und hassenswert sind. Sie hat ja auf eine Art Weiblichkeit an sich selbst verleugnet. Aus dem Käfig der hassenswerten Lesbe kann einem nichts anderes heraushelfen als Feminismus. Ich konnte die patriarchalische Frauenrolle nicht ausfüllen. Ich mag auch keine Femininität.. Auch hierbei musste ich mir den Feminismus zur Hilfe holen.
Sich beschlafen zu lassen hat ja auch nichts mit weiblicher Hingabe zu tun. Normale Frauen bringen mich jedenfalls auf die Palme. Ich habe nicht das Gefühl, dass Lesben oder Heterofrauen kommunikativer sind. Ich komme mit beiden Gruppen schlecht klar. Ich habe die Arschkarte gezogen. Ich habe sogar den Eindruck, dass meine Mutter nie den Wunsch hatte, mich zu einer normalen Heterofrau zu erziehen. Ich habe als Mädchen und später nie wie eine Heterofrau gedacht. Meine Mutter brachte es mir nicht bei und Freundinnen hatte ich nicht. Ich bin zwischen allen Stühlen. Ich bin vielleicht wie ich bin, weil ich eine totale Ausnahme bin. Die nichtfeministischen Frauen können sich vielleicht ihr Schicksal genau so wenig aussuchen wie ich. ;)
Ja, ich denke, Feministinnen haben ein starkes weibliches und/oder männliches Begehren. Und sie haben begünstigend zusätzliche Verletzungen erfahren. Deshalb haben wir auch die Stärke, zu uns selbst zu finden.
Kannst du Beispiele nennen wo Heterofrauen geschwiegen haben? Das Buch habe ich nicht gelesen.
youtube text: Patricia Field is interviewed by Adriana Kaegi of dearaddy.com at her store in New York City. These two unconventional women go way back and give you a fun and true inside view into the style Icon’s attitude towards life, streaming, social media and how to be content.
Ich persönlich glaube, dass auch Patricia Field zu Anfang ihrer Karriere entweder hetero war- denn sonst bekommt man als Frau kaum Kontakte, bzw. kaum einen Fuß in die Tür der Berufswelt. Oder sie hat sich von Anfang an schon als Schwulenikone inszeniert (auch eine Art von Männerkontakte haben )….Zumindest war das bisher so. Ich hoffe, dass künftige Frauengenerationen das irgendwie anders lösen werden…
Ist schwer zu sagen … Ich kannte Patricia Field vorher noch nicht. Aber vielleicht gibt dir ja Wiki oder Google eine nähere Auskunft :-)
Schade das Patricia Field immer nur von diesen „Sex in the City Fashion Victims“ okkuppiert/mit dieser dümmlichen Hetero-Konsum-Carrie and Mr Big-Frauenserie in Verbindung gebracht wird, denn eigentlich ist sie eine sehr krasse, attraktive, unkonventionelle und frauenliebende Frau…! Sie ist eine weibliche Butch.
wofür steht Butch in Verbindung mit „weiblich“? Was macht eine Butch für dich aus? mir gefällt, dass der Begriff bei dir jetzt positiv besetzt ist. Ich bezeichne mich seit letztem September als Weibmann. Wir alle sind männlich und müssen es sein, um zu überleben.
Also als positiv besetzte ich dieses ganze Butch-Femme Ding immer noch nicht, und als Weibmann würde ich Patricia Field auch nicht bezeichnen. Sie ist eine sehr starke, unkonventionelle und kreative Persönlichkeit, aber unterscheidet sich von der Energie definitv von dem was man in der Szene als Butch versteht, weil die da zu sehr „Mann“ reinbringen. Das ist ein spielen mit Energien, als Frau etwas „die Butch raushängen zu lassen“ (es gibt kein besseres Wort dafür), aber dennoch Frau zu bleiben und nicht zu „transvestieren“. Also auf sexueller Ebene zu sagen: ich bin ganz Frau, eine aktive Frau, die Kunstfigur Carmen fällt mir dazu noch am ehesten ein. Die extremste Ausformung von diesem Transvestismus ist ja diese Stone-Butch, die sich im Bett nicht auszieht und sich auch nicht von ihrer Femme berühren lässt, weil eine Berührung/ein Hingeben für Weiblichkeit ect steht (und wohl auch ihren „Schwindel“ auffliegen lassen würde). Das ist Patriarchat pur und mir gruselt es bei der Zelebrierung solch Inzenierungen, hat für mich die Energie einer „patriarchalen Zombieparade“.
Ich habe mir sagen lassen, dass es auch Stone Femmes gibt. Dass „stone“ sein ist unabhängig von der Identität „Butch“. Ich denke es hat sehr viel mit Scham zu tun und das Label „stone“ dient als eine Art Schutzschild. Nicht jede Lesbe kann wie Patricia Field eine starke, kreative Persönlichkeit sein wie sie dir als Idealbild vorschwebt. Vielleicht ist es unfair „normale“ Lesben mit ihr zu vergleichen. Lesben können auch zurückhaltend und introvertiert sein. Deshalb sind sie nicht weniger weiblich. Ich bin nicht feminin. Dafür weiblicher als viele. Ich bin kein Zombie nur weil ich mich traue „Männer“-T-Shirts zu tragen, ungeschminkt mein natürliches Gesicht zu zeigen, ich mich aber leider mit meinem weiblichen Rundungen nicht wohl fühle und mich sehr dafür schäme. Es liegt nicht an mir, sondern an der Gesellschaft. Ich bin nicht wie feminine Frauen gestrickt, werde es nie sein. Feminine Frauen leben auch nur die patriarchale Frauenrolle, zumindest machen auch sie Zugeständnisse, die nicht zu mir passen. Gerade Lesben wie ich haben gar keine Vorbilder und wir bekommen auch keine Hilfe. Da musst du dich nicht wundern, wenn manche sich ganz an der maskulinen Männerrolle orientieren. Und das sind oft auch keine Butches, sondern es kann jede Frau/Lesbe sein. Weil sie sonst nichts haben und unsicher sind und Schutz brauchen und sich deshalb auch nicht hingeben können. Habe mir sagen lassen, dass es auch viele Heterofrauen nicht können. Sie betäuben ihre Weiblichkeit vielleicht mit Diäten oder sie pornofizieren sich. Es gibt viele Mittel. Jede Frau macht Zugestänisse an die Gesellschaft und verleugnet sich auf eine Weise oder kann sich nicht frei entfalten. Wir sitzen doch alle im selben Boot. Und jede „Frau“ entwickelt ihre eigenen Überlebensstrategien. Und Lesben müssen eben noch einmal kreativer dabei sein als Heterofrauen (=diejenigen, die aus egal welchem Grund, Partnerschaften mit Männern anstreben) und sie kommen auch zu anderen Lösungen. Gerade die verletzlichen unter ihnen. Ich habe oft deine Geschichte gelesen. Das mit der Schreinerlehre. Unglaublich erscheint mir das. Du wurdest zutiefst verletzt, weil du auch ein falscher Mensch am falschen „Ort“ warst/bist. Dir ist offensichtlich ein anderer Weg vorbestimmt gewesen, der tiefer geht und nach Antworten sucht. Und du lässt die Welt daran teilhaben. Ich bin dir da sehr ähnlich. Es liegt nicht jedem Menschen, sich so anzupassen und „mitzuspielen“. Ich bin auch Außenseiterin. Noch viel mehr als du und abgeschnitten von Frauen. So muss/te ich überleben. Stell dir das mal vor. Zurzeit frage ich mich, ob sich die „Szene“ wie es sie früher gab, sich nicht bald komplett auflösen wird. Was meinst du? Ich habe Angst, dass es bald nur noch Mainstream-Frauen gibt wenn alle Feministinnen ausgestorben sind. Ich habe angst, ganz allein dazustehen. Und ich trauere auch um den Weibmann, der ich hätte sein können in einer anderen Welt. Ich trauere um all das, was mir genommen und zerstört wurde/wird, weil ich in dieser Welt (über-)leben muss/te. Was glaubst du, macht die Frauen aus, die zum Feminismus finden. Die, die ähnlich empfinden wie du? Diese Minderheit an Lesben/Frauen? Warum sind es nur so wenige? Warum gerade ich? Und was fange ich damit an? ;)
Ich weiß nicht, warum die einen Frauen zum Feminismus finden, und die anderen eben nicht. Vielleicht ist es ein ganzes Konglomerat an Gründen, die manche Frauen sich anpassen lässt, und andere ihr Leben lang Fragende und Suchende bleiben. Meine persönliche Erfahrung ist, dass z. B. gutaussehende Frauen oft den leichten Weg nehmen, ihr eigentliches Begehren verdrängen/oder es erst gar nicht entdecken und die Angebote annehmen, die das Patriarchat ihnen so anbietet. Sie wollen gefallen und Erfolg haben, und dem eigenen Begehren zu folgen, zu Hinterfragen und zu Denken ist eben der steiniger Weg und man kriegt da selten Beifall für. Frauen, die nicht so den herrschenden Schönheitsidealen entsprechen, kommen mehr zum Nachdenken, weil sie z. B. eben auch schneller bemerken, dass Frauen zwar oft als Sexualobjekte geschätzt/gesehen, aber nicht als Mensch wahrgenommen/ernstgenommen werden. (Ich habe da mal ein sehr interessantes Interview mit der britischen Schauspielerin Tilda Swinton gelesen, die darin meinte, dass sie im Nachhinein froh ist, in der Pubertät nicht zu den hübschen und angesagten Mädchen gezählt zu haben-zu blass, groß und dünn- und damit eher von Jungs in Ruhe gelassen wurde, und somit zu Denken kam und eine Persönlichkeit entwickeln konnte.) Und weil hübsche Frauen sich meistens an ähnlich attraktiven Frauen orientieren, bzw. zu den „Tollen“ dazugehören wollen, meinen die irgendwann, dass Denken, Hinterfragen, Patriarchatskritik/Feminismus nur was für „hässliche“ Frauen, „Looserfrauen“ ect.ist, weil sie (vor allem wenn sie noch jung sind) durch Anpassung an die patriarchale Frauenrolle/ans Patriarchat, nicht kritisch Denken mehr erreichen. Deswegen findet man unter den Hübschen kaum schlaue und bewusste Frauen, und wenn sie dann mal doch schlau sind, werden sie vom Patriarchat oft für ihre Zwecke „abgeschöpft“ und machen eine angepasste 80h Karriere, entfremden sich von anderen Frauen und schauen auf diese herab. Naja, umfangreiches Thema.
Ich persönlich hatte „Glück“ von meinen Eltern in Ruhe gelassen zu werden und Zugang zu feministischer Literatur zu haben. Das etwas nicht stimmt, wurde mir früh klar, weil ich nie an die Frauen rankam, die ich begehrte, bzw die immer „hetero“ waren ect. Also dadurch, dass ich rigoros versuchten meinem Begehren zu folgen und scheiterte, wurde mir das Patriarchat bewusst. Das machen die meisten Frauen nicht, sie folgen nicht ihrem Begehren, wissen oft nicht einmal was ein Begehren (nicht nur im sexuellen Sinne) ist. z.b erinnere ich mich an ein Gespräch, das ich als ich ca 16/17 war mit einer Bekannten hatte. Ich erzählte ihr, dass mich das völlig irre und depressiv macht, dass ich nie an die Frauen rankommen, die mir gefallen, nach denen ich verrückt bin. Sie schaute mich ganz verwundert an und meinte, was denn daran so schlimm sein… Ich konnte ihre Antwort nicht fassen. Heute verstehe ich sie natürlich besser, weil Frauen eben sehr oft „sich finden lassen“, also einfach nur ja oder nein zu jemandem sagen, anstatt selbst auf „die Jagd“ zu gehen. Sie lassen sich begehren, beschlafen, bestimmen, definieren ec.
Und jetzt zu dem Thema, dass auch Heterofrauen „Patriarchats-opferdynamiken“ aufweisen. Definitiv! Ich habe mich früher nur auf die kerligen Lesben konzentriert, heterosexuell lebende Frauen in dem Punkt ausgeblendet, weil ich eben auch gedacht habe, dass Heterosexualität normal und lesbisch das Unnormale sei. Ich dachte Frauen gehören zu/den Männern, und dass die alle glücklich und normal seien. ja genau. Lesben unterscheiden sich von Heterofrauen nur dahin gehend, dass sie nicht mehr „die Magd des Herrn“ sein wollen (und darunter fällt auch der Diätwahn und die Pornifizierung), davon wegwollen aber oft die Mechanismen des patriarchalen Frauenhasses/der symbolischen Frauenleugnung ect nicht wirklich durchschauen bzw. sie jetzt aktiv übernehmen, und dann unbändigen Frauen/Selbsthass entwickeln. Sie sind also nur einen Mikroschritt weiter. Aber immerhin kommunizieren sie ab und an (wenn es auch nur Beschimpfungen sind), heterosexuelle sich orientierende Frauen verweigern einem oft die Kommunikation, warum auch immer. Sie schweigen, so wie es die Bibel/die heiligen Schriften ihnen vorschreiben: Die Frau darf nicht lehren und muss still sein und sich dem Mann unterordnen (1Tim,2,12) Die Frau soll in der Gemeindeversammlung schweigen (1 Kor 14, 34-36) Und mit dieser Sklavenmentalität stellen sich sich dann noch oft über andere, freiere Frauen, die eben nicht schweigen und einen Austausch wollen.
P.S.: Kennst du eigentlich das Buch „Fleischmarkt- weiblicher Körper im Kapitalismus“ von Laurie Penny, beschreibt ganz gut diese moderne Form der Frauenunterdrückung, die sich als Pornofizierung, Tussitum ect zeigt.
Vielleicht gebe ich mal hier mal negative und positive Beispiele von Butchsein, bzw wo die Gefahren dieser Rolle so liegen können. Z. B. die Sängerin K.D. Lang, als sie jünger war spielte sie noch mit den Attributen des „Männlichsein“ (oder queerseins/des Rolle brechens/überschreitens- wie immer man es auch nennen mag…), sie inszenierte sich als CharmeurIn und womanizer à la Elvis oder Roy Orbison, was ja durchaus seinen Reiz haben kann. Aber wenn ich sie mir jetzt anschaue, gefällt sie mir nicht mehr, als ob aus dem anfänglich ironischen Spiel im Laufe der Jahre bitterer Ernst geworden wäre… Shane aus „The L Word“ (und ich dachte am Anfang immer, dass es The L World heißt…), ist eine junge K.D. Lang, die war wohl auch ein Vorbild für diese Rolle gewesen. Patricia Field beherrscht das differenzierte Spiel der Rollenüberschreitung besser, sie geht an die Grenze, überschreitet diese aber nicht völlig, weil man sich dann meistens wieder in patriarchalen Rollenklischees verheddert/wiederfindet. Die Szene mit Marlene Dietrich in dem Film „Morocco“ ist auch ein gutes Beispiel für eine gelungene Grenzüberschreitung…
K.D. Lang jung und noch mit Charme:
K.D. Lang später, als zu ernsthafte Butch:
Marlene Dietrich im Frack küsst Frau in dem Film „Morocco“:
Hier ist ein blog von einer Feministin und Butch. Wenn man das liest dann wird klar, dass es keine Rolle ist, die gespielt wird. http://bigboobutch.com/
Das könnte schon passen. Ich bin tatsächlich nicht gutaussehend. Meine Eltern haben mich ebenfalls in Ruhe gelassen. Dazu eine alleinerziehende Mutter, die mir keine Heterosexualität vorgelebt hat. Ich hatte dadurch automatisch eine Distanz dazu. Und dann ist mir der Feminismus vielleicht auch angeboren. ;) Es kann auch gut sein, dass mir meine Mutter unterschwellig vermittelt hat, dass Weiblichkeit/Frauen minderwertig und hassenswert sind. Sie hat ja auf eine Art Weiblichkeit an sich selbst verleugnet. Aus dem Käfig der hassenswerten Lesbe kann einem nichts anderes heraushelfen als Feminismus. Ich konnte die patriarchalische Frauenrolle nicht ausfüllen. Ich mag auch keine Femininität.. Auch hierbei musste ich mir den Feminismus zur Hilfe holen.
Sich beschlafen zu lassen hat ja auch nichts mit weiblicher Hingabe zu tun. Normale Frauen bringen mich jedenfalls auf die Palme. Ich habe nicht das Gefühl, dass Lesben oder Heterofrauen kommunikativer sind. Ich komme mit beiden Gruppen schlecht klar. Ich habe die Arschkarte gezogen. Ich habe sogar den Eindruck, dass meine Mutter nie den Wunsch hatte, mich zu einer normalen Heterofrau zu erziehen. Ich habe als Mädchen und später nie wie eine Heterofrau gedacht. Meine Mutter brachte es mir nicht bei und Freundinnen hatte ich nicht. Ich bin zwischen allen Stühlen. Ich bin vielleicht wie ich bin, weil ich eine totale Ausnahme bin. Die nichtfeministischen Frauen können sich vielleicht ihr Schicksal genau so wenig aussuchen wie ich. ;)
Ja, ich denke, Feministinnen haben ein starkes weibliches und/oder männliches Begehren. Und sie haben begünstigend zusätzliche Verletzungen erfahren. Deshalb haben wir auch die Stärke, zu uns selbst zu finden.
Kannst du Beispiele nennen wo Heterofrauen geschwiegen haben? Das Buch habe ich nicht gelesen.