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Durch Mail-Zuschriften und Kommentare habe ich bemerkt, dass sich a) sehr viele junge Frauen in ihre Lehrerin verlieben und b) hier auch Mütter, also Frauen mit Kindern mitlesen, die sich entweder auch in die Lehrerin ihres Kindes oder in eine andere Mutter verlieben, oder gar selbst Lehrerin sind, die sich in eine Schülerin, Mutter oder Arbeitskollegin… usw. Jedenfalls ist Schule, was die Frauenliebe betrifft, ein nicht unwichtiger Ort von dem ich (da ich selbst weder Lehrerin bin noch Kinder habe) vorrangig eine Seite kenne, nämlich die der Schülerin, die (oft zusammen mit ihrer besten Freundin) für eine Lehrerin geschwärmt hat.
Aber was für ein Ort ist die Schule für Mädchen und Frauen wirklich? Ich erinnere mich z. B. noch sehr gut daran, wie ich schon sehr früh wusste, dass dieses „für Lehrerinnen schwärmen“ vor der Klasse lieber geheim gehalten werden sollte. Und auch daran, wie stark dort der Druck für jedes einigermaßen gut aussehendes Mädchen ist sich an den Flirtereien und Partys mit Jungs zu beteiligen, denn wenn man dieses nicht tut, dann katapultiert man sich unwiderruflich in eine Außenseiterposition hinein oder gilt als Langweilerin. Das war in den 80ern und wie Sophia mir erzählt hat, ist der Druck auf Mädchen möglichst früh für Jungs attraktiv zu sein (Styling!) und einen Freund zu haben noch gestiegen. Und was ich auch noch sehr gut in Erinnerung habe ist, dass ich durch die umfangreiche Bibliothek meiner Mutter sehr früh (mit ca.12/13) mit feministischen Büchern, wie z. B. die von Shere Hite oder Kate Millett, in Kontakt gekommen bein. Ich las und las, verstand vieles natürlich wegen fehlender Lebenserfahrung noch nicht aber war mir von Anfang an völlig bewusst darüber, dass ich dieses Wissen in keinster Weise in den Schulbereich hineintragen konnte. Ich trennte da völlig, da das konventionelle (und männerzentrierte) Schulwissen- und zuhause dann die Patriarchatsanalysen, das Frauenwissen und die radikale Kritik an der Heterosexualität als Norm. Denn in meinem Innersten dachte ich immer, dass ich mich für diese ganzen Sachen nur deshalb interessieren würde, weil ich eben keine Jungs wollte, und dass die anderen Mädchen/Frauen dieses Wissen nicht „nötig hätten“, da sie Hetero seien und die Welt somit für sie „gemacht“ sei. Trennung in gut und böse und Erziehung zu unwissenden Sklavinnen. Und ich dachte auch, dass mich deswegen die Jungs in der Klasse stören würden, ihre oft rücksichtslose Art und ihre unhinterfragte sowohl geistige als auch körperliche Dominanz. Die anderen Mädchen duldeten das ab einem gewissen Alter und flirteten eben.
Später, erwachsener, erfahrener und bewusster geworden sah ich dann kritisch auf meine eigene Schulzeit zurück, auf die Verliebtheiten in Lehrerinnen, die pubertären Zwangs-Hetero-Balzrituale, die Kontrolle zur Norm, der man sich kaum entziehen konnte und das viele männerlastige (Geschichts-)Wissen. Und ich lernte Frauen kennen, die Mütter und/oder auch Lehrerinnen waren, und bekam dadurch kleine Einblicke in die „Erwachsenenseite“ der Schule. Christa Mulack (selbst Lehrerin gewesen) hat, in ihrem hier schon in Teilen vorgestellten Buch „Natürlich weiblich – die Heimatlosigkeit der Frau im Patriarchat“, in dem Kapitel -Lehrerinnen-Schülerinnen-Mütter- das patriarchale Schulwesen sehr schön analysiert und mir damit zu ein paar zusätzlichen Verständnis- und Aha-Erlebnissen verholfen. Da es 25 Seiten sind, habe ich aus lese-psychologischen Gründen sie hier auf zwei Artikel verteilt.