Hier möchte ich gerne meine Erzählung „Herzensfleisch“ vorstellen, die in den Jahren 2005 – 2009 entstanden ist. Sie bewegt sich zwischen den Genres, ist halb Prosa, halb Poesie; und hat ein wenig den Charakter eines weiblichen Mythos (Dionysos-Mythos rückgängig gemacht/aufgelöst). Ich habe sie relativ unbewusst geschrieben, wie im Traum, aus irgendwoher etwas „empfangen“, ein paarmal umgeschrieben und dann noch viele, viele Stunden an der Form und Sprache gearbeitet. (Und da eben die Handlung samt Sprache sehr intensiv, verdichtet ist, ist es besser langsam, mehrmals zu lesen und dann das Gelesene auf sich wirken lassen-einige meine Testleserinnen meinten, dass es in ihr Unterbewusstsein gegangen sei, dort etwas emporholt habe…)
Sie besteht aus vierzehn kurzen Kapiteln. In Kapitel eins treffen auf einer Abendveranstaltung (festliches Dinner) die Hauptdarstellerinnen, vier völlig unterschiedliche Frauen, aufeinander: Charlie, die toughe Karrierefrau, Jule, die Jobberin und Aushilfskellnerin, Aida, Gast, Gattin und liebende Mutter und die verhuscht religiöse Außenseiterin Marlies.
Im Laufe des Abends beginnt sich aber die Realität zu verändern, sie bröckelt und seltsame Dinge passieren, und dann werden sie alle in einen Strudel des Wandels gerissen, in eine gnadenlos archaische Anderswelt geholt…
Ich werde die Erzählung nach und nach kapitelweise auf einen separaten Blog stellen, den ich auch mit diesem verlinkt habe (siehe Leiste Erzählung „Herzensfleisch“ oben) und ich werde jedes neue Kapitel, so ungefähr alle 7 bis 10 Tage, hier zusätzlich mit einem kleinen Text vorstellen und evtl. etwas erklären.
Viel Vergnügen beim Lesen…
super! freu mich, dass das so schnell ging mit dem onlinestellen des romans!
bin gespannt!
… ich auch und wie schon ge/beschrieben, es braucht ein bisschen Zeit um sich an den Schreibstil und den Inhalt zu gewöhnen…
Wunderbar sprachgewaltig. Beeindruckend und sehr schön zu lesen, aufwühlend.
Mehr!
(Nur eine Anmerkung- ich fände es im Präsens statt im Präteritum noch greifbarer, zumindest an manchen Stellen.)
ich muss mich wirklich wundern, dass nach solch einem text (es bedeutet ja für jede kunstschaffende auch eine kleine überwindung, soetwas online zu stellen) irgendwie keine der leserinnen außer ein oder zwei einen kommentar dazu schreiben möchte …?!?
ich dachte, der blog habe bis zu 600 aufrufe pro tag…wo seid ihr denn alle?!
habe extra mal ein paar tage gewartet, ob außer Siobhan sich noch jemand dazu äußert, aber nun schreibe ich etwas dazu.
ich habe das erste kapitel gelesen und ja „aufwühlend“ ist wohl das richtige wort…
es ist eine sprache, die wie eine sturmflut auf einen herniederstürzt, eine sprache voller widersprüche, man kann sich auf nichts verlassen, was eben noch galt, ist plötzlich schon verebbt und neues strömt heran, man wird unmittelbar hineingezogen und bilder steigen vor dem inneren auge auf – real und scheinbar greifbar wie im traum, die dann aber wieder in tausend spiegelsplitter zerfließen und lediglich projektionen der eigenen inneren seelenwirklichkeit scheinen.
nach mehrmaligem lesen kommt man wohl in einen zustand zwischen wachen, schlafen und träumen…
ich fühle mich von jedem satz sehr inspiriert und möchte selbst wieder schreiben, etwas widerspiegeln, etwas zurückgeben…
viele formulierungen sind schlicht und einfach „wortgeschenke“ an sprachliebende künstlerseelen ;-)
es ist, wenn ich so sagen darf, eine garnatiert „weibliche“ sprache. männer
schreiben allgemein wohl etwas sachlicher, kühler, distanzierter, reflektierter …
ich weiß nicht, ob kritik erwünscht ist und ob ich das recht habe, zu einem solchen „empfangenen“ text etwas kritik zu äußern …?
zwei kritikpunkte hätte ich aber dennoch: mir scheint es oft sehr (!) viele wiederholungen zu geben, die ich nicht an jeder stelle passend finde – aber das ist sicher geschmackssache.
und ich fände es auch schön, wenn die hauptfiguren – zumindest am anfang – etwas klarer hervorgehoben, skizziert und beschrieben würden, als sie es momentan werden.
ich finde, sie gehen in der flut von großen (archaischen) bildern teilweise verloren. vielleicht war dies deine absicht. ich möchte mich aber als leserin – zumindest am anfang – ein wenig mit der ein oder anderen person identifizieren können …
mir ist z.B. nicht klar, wann welche person auftritt und du schreibst in deinem intro ja etwas von aufeinandertreffen der vier frauen. das ist hier meines erachtens nicht ganz deutlich rausgekommen oder treffen jeweils nur zwei frauen aufeinander? also: kellnerin und karrierefrau sowie religiöse frau und liebende ehefrau?
vielleicht – und du arbeitest ja viel mit schriftvariationen – könntest du das optisch, also schriftmäßog klarer hervorheben, wann wer „auftritt“, sonst verlieren sich manche vielleicht bereits im ersten kapitel beim lesen…
du schreibst, du hast das „von irgendwoher empfangen“ – das würde mich genauer interessieren. ich hahe mich z.b. viel mit poesietherapie und dem unbewussten bzw. assoziativem schreiben beschäftigt – ist das mit deiner art, zu schreiben, vergleichbar?
war die „grobhandlung“ von dem „irgendwoher“ bereits vorgegeben oder hast du sie nachträglich alles in handlungsform gepackt?
ich kenne die momente, wo kurz vor dem einschlafen, wortgewaltige sätze aus dem unbewussten auftsteigen und manchmal schreibe ich sie dann schnell auf und die genialität, die dann teilweise in manchen der wortkombinationen steckt, ist mit keinem der bewusst gedachten und kontruierten sätze vergleichbar…
hast du literarische vorbilder – z.B. Rimbeaud oder Stefan Zweig oder auch nur Frauen…?
@Cassandra
Ich freue mich, dass dir mein Text gefällt. Die Kritikpunkte, die du ansprichst (Wiederholungen und das man am Anfang nicht so genau weiß, wer da wer ist…) sind durchaus gerechtfertigt und heute würde ich es auch ein wenig anders machen (zumindest was die Wiederholungen angeht) , denn ich habe inzwischen beim Schreiben dagelernt. Aber das Unklarlassen der Personen ist beabsichtigt, um die Spannung aufzubauen, es klärt sich dann in den nächsten Kapiteln. Vielleicht hätte ich es in dem Einführungstext nicht erwähnen solle, das mit den vier Frauen, denn sie zeigen sich im Laufe der Geschichte durch ihre Handlungen, ich wollte aber den Leserinnen einen Einstieg geben…
Was meine Vorbilder angeht habe ich Folgendes in mein Expose reingeschrieben:
Zu meinen Inspirationsquellen und Einflüssen zählen Schriftsteller und Schriftstellerinnen wie, Edgar Allan Poe, William Blake, Thomas Ligotti, Arkadi und Boris Strugatzki, Djuna Barnes, Gertrud Kolmar, Anne Sexton, James Baldwin oder Charles Bukowski. Geprägt haben mich aber auch die bildnerischen und fotografischen Welten von Max Ernst, Katharina Kranichfeld, Anne Bachelier oder Krista Beinstein. Tschechische Märchen, die Choreografien von John Cranco, John Neumeier und Maurice Béjart; und nicht zuletzt die meta-theologischen Schriften von Mary Daly.
das sind doch einige interessante Einflüsse!
Edgar Allan Poe ist mir ein Begriff; er hat, glaube ich, u.a. sehr skurille Kurzgeschichten geschrieben…
alle anderen muss ich mir mal näher ansehen bei Gelegenheit; „meta-theologische Schriften“ klingt auch sehr interesant.