Im Jahre 1928 machte ein anonymer Privatdruck in den Bohéme-Kreisen von Paris Furore: ein „Ladies Almanack“, verfasst und illustriert von einer „Lady of Fashion“. Dass sich dahinter die Autorin Djuna Barnes verbarg und der Almanach eine Persiflage auf den berühmten lesbischen Zirkel der Amerikanerin Natalie Clifford Barney war, sprach sich schnell herum.
Ihre Gäste – die Schriftstellerin Radclyffe Hall, die Malerin Romaine Brooks, Gertrude Stein, Alice B. Toklas, die amerikanische Journalistin Janet Flanner mit ihrer Lebensgefährtin Solita Solano und viele andere – treten verschlüsselt im „Almanach“ auf: als Dame Evangeline Musset oder als Senorita Fly-About, als Lady Buck-and-Balk, Tilly-Tweed-in-Blood oder Duchess Clitoressa.
Almanack/Almanach: So was wie ein Kalender, ein astrologisches Jahrbuch, eine astronomische Berechnung, uralt und bis nach Messopotamien, ins Babylonische Reich zurückgehend. Ein Horoskop für all die Herzensangelegenheiten, die in den Sternen stehen.
Anmerkung: Mit „Schwestern des Himmels“hat sie (Natalie Clifford Barney aka Dame Evangeline Musset)- so meine Vermutung zumindest- solche Frauen gemeint, die wir hier auf dem Blog als „Klemmlesben“ bezeichnen. Also weibliche Frauen die andere weibliche Frauen lieben, und sich somit nicht in die Homosexuellen-Lesbenklischees/Fallen einordnen lassen wollen/in sie tappen.
P.S.: Und bevor hier jemand aufkreischt:bitte nicht „Feminität“ mit „Weiblichkeit“ verwechseln. Feminität ist eine von Männer erfundene Rolle, eine Projektion, ein Versuch sich Frauen anzunähern, sie zu vereinnahmen (Transen, schwule Modemacher und Co.). Weiblichkeit ist aber ein noch unentdecktes Land, ein unbekannter Kontinent, ein künftiges Utopia. Aber Achtung: Frauen, die sich zwanghaft die Haare vom Schädel rasieren (Militarylook und 80/90er Jahre Lesben), auf taffe und hosenanzugtragende Geschäftsfrau machen (Hillary Clinton), queer und piratenparteimäßig sich dem coolen Boyfriend ähneln wollen (wohl eher ein Erscheinung ab dem Jahr 2000) … sind nicht etwa der Falle Feminität entkommen, sondern…
Sie sind eher auf der Suche, nach einer Rolle, nach einer Welt in der Frauen (als Frauen) auch im öffentlichen Raum vorkommen können, tappen dabei aber in die „wir sind wie Männer, oder was auch immer…“ Falle. Denn in Wirklichkeit sind sie (Frauen) auch hier (und besonders hier…) immer noch nicht existent/sichtbar. Im arabischen Raum heißt das Burka/Djihab/Tschador- im ziviliserten Westen „Gleichberechtigung“ oder eben „queer“ (=dem Manne gleichend und damit als Frau unsichtbar wie unter einer Burka. Dh. Frauen werden im arabischen Raum körperlich, hier dann ideologisch/exestenziell geleugnet.) Ein Mensch ist ein Mann und eben keine Frau – und somit dem Tierreich/der Natur entkommen. Also ist eine Frau immer noch ein Tier und kann daher nur als Pseudomann diesem „Tier/Naturschicksal“ entkommen? Aber ich denke, dass es nur eine vorläufige Lösung ist (das die moderne, westliche Frau sich mit dem Mann identifiziert), denn eine Idee über eine „MenschFrau“ existiert ja noch nicht in dieser Welt…noch nicht… Planet Utopia eben.
Meine Erkenntnis etwas abseits vom Thema: Wollen moderne muslimische Frauen, die bewusst auch hier ein Kopftuch tragen, oft nur einfach (mit eher nicht so geeigneten Mitteln) als „Geschlecht Frau“ gesehen/erkannt/identifiziert werden? Und nicht nur als eine Art westlicher „Pseudomann“.