Wie ich leider kürzlich in einer Fernsehdiskussion erfahren musste ist es mittlerweile nachgewiesen, dass der größte Teil der Frauen immer noch ihren Sex gegen höheren gesellschaftlichen Status und finanzielle Sicherheit eintauschen. Männer wählen dagegen öfters Frauen aus einer niedrigeren sozialen Schicht, wenn diese ihrer Vorstellung von einer Partenerin oder Ehefrau entsprechen, müssen aber, um an Frauen mit einem hohen Attraktivitätsgrad heranzukommen, beruflich selbst erfolgreich sein (siehe Artikel: „Wie Frauen so ticken…“). Ich war schockiert, wurde richtig wütend auf Frauen und ihre Unfähigkeit selbst jemanden aktiv zu begehren und sah mich da als totale Ausnahme. Weil ich Frauen liebe, so dachte ich, habe ich ein eigenes Begehren, ich will ja auch an attraktive Frauen herankommen und deswegen laufe ich nicht in die Falle mich selbst zur Ware zu machen, muss eher dann die Männerrolle übernehmen usw… Dachte ich für eine lange Zeit…

Und meiner großen Liebe, einer Professorin an meiner Uni, rannte ich jahrelang erfolglos hinterher, ich liebte, liebte und liebte sie bis zum Wahnsinn und war von der Ehrenhaftigkeit und Aufrichtigkeit meiner Gefühle völlig überzeugt. SIE war die Richtige, mit ihr, nur mit ihr konnte ich mir eine Beziehung vorstellen (was völlig utopisch war, aber egal), doch sie sagte mir irgendwann sehr klar und deutlich, dass sie nur ein berufliches Verhältnis mit mir wolle. Ich gab sie also auf und schaute mich doch nach anderen Frauen um.

Dann lernte ich vor kurzem eine Frau kennen, die von der Attraktivität her ein ähnliches Kaliber wie meine Professorin hat – sie ist auch älter, damenhaft und kultiviert (aber leider auch verheiratet). Nur gibt es einen Unterschied: sie ist Türkin und hat – wie ich – einen kleinen Job an der Oper – und – sie erwiederte meine Gefühle und kam auch auf mich zu.
Meine erste Reaktion darauf war, nicht wie erwartet in einen Freudentaumel zu verfallen, sondern – Angst.

Durch sie wurde mir meine eigene finanzielle Lage gespiegelt (wir haben ähnlich bezahlte Jobs, nur ist sie festangestellt), die ich immer gut verdrängt hatte. Als ich mich noch um meine Professorin bemühte, erhoffte ich mir unbewusst, dass sie mir ja dann auch mal bei einem finaziellen Engpass helfen könne, denn sie hatte mir schon einen Studienplatz besorgt und wollte mich in meiner beruflichen Laufbahn so gut wie möglich unterstützen. Und die Frauen, mit denen ich mich bis jetzt so verabredetet hatte, waren meistens finanziell besser situiert als ich gewesen und hatten dann auch öfters den gemeinsamen Restaurantbesuch bezahlt…

Bei dieser einen Frau bekam ich es also mit der Angst zu tun, obwohl sie wirklich nett war und sie mir total gut gefiel und das brachte mich sehr zum grübeln. War ich also als frauenliebende Frau auch auf diese Traumprinzprojektion hereingefallen und erhoffte unbewusst eine gute Partie zu machen, obwohl ich mir ja der Männer- und Frauenrollen in der Gesellschaft durchaus bewusst bin? Hatte ich es mir deswegen vielleicht sogar mit meiner Professorin vermasselt, die diese Einstellung bei mir latent gespürt und sich deswegen nur ein einziges Mal mit mir verabredete hatte (ich denke, sie war durchaus erotisch interessiert an mir, spürte aber, dass ich mich an sie hängen würde)?
Und vielleicht projezierte meine türkische Kollegin unbewusst genauso die Versorger-Rolle auf mich, denn war ich als deutsches Mädchen aus gutem Hause und Gesangsstudentin mit möglicher Karriere nicht auch eine gute Partie für sie?

Frauen „verlieben“ sich also wirklich oft in den gesellschaftlichen Status und auch als frauenliebende Frau kann es einem passieren, dass man die berufliche Rolle (Chefin, Lehrerin usw.) einer Frau anliebt, anstatt ihre wahre Person zu sehen (manchmal bleibt da nämlich nicht viel übrig). Und ich frage mich, wie die Realität dann wohl in so manchem Bett aussehen mag, wenn alle Hüllen, auch die der beruflichen Rolle fallen und sozusagen die nackten Tatsachen zum Vorschein kommen.