Die neueste Ausgabe der L-Mag (März/April 2010) hat mich mal wieder echt geschockt. Denn provokativ und angeblich Lesben-mainstreammäßig und fast mitten im Heft, befinden sich dort unter dem Titel „Bilder aus dem wahren Leben“, die Werke einer amerikanischen Fotografin, die angeblich das „queere Amerika“ darstellen. Zitat aus Originaltext:

Das Kunst-Projekt heißt „Embodiment“, also „Verkörperung“. Wie sehen Lesben und Transmenschen in den USA überhaupt aus? Können wenige symbolhaft für andere stehen? Oder sind Klischees einfach nur ein Mangel an Information? Diese Fragen stellte sich die Fotografin Molly Landreth aus Seattle, USA. „Bevor ich mit Embodiment“ anfing, gab es um mich herum nur Fotos von sehr stereotyp aussehenden Lesben, und wenn die Darstellung nicht oberflächlich waren, dann waren sie furchtbar theoretisch und kopflastig…Also machte sich die heute 31-jährige Fotografin im Jahr 2005 daran, mit ihrer Kamera ein umfassenderes, ehrlicheres Bild und vor allem vielfältigeres Bild von Lesben und Queers an ihren persönlichen Lebensorten in den USA zu schaffen…“

Katie und Laurel

Das Femme-Paar Lindsey und Tina

Das Transmann-Paar River und Dutch

Das Butch-Femme-Paar Charly und Honey

Nochmal ein Transmann

Und erneut ein Femme-Butch-Paar...

Und was lerne ich aus diesem im L-Mag präsentierten „Fotowerk“? Lesbisch und Queer ist gleich fett, (geistig) zurückgeblieben, provinziell, eine Faschingsveranstaltung, Deppengleich, krank, körperlich nicht wirklich eindeutig, retardiert, übriggeblieben, neurotisch die Mann-Frau-Beziehung nachäffend, triebhaft und eine Frau mit Bartwuchs und verlängerter Klitoris…? Psychiatriepatientinnen, mittelalterliche Jahrmarktsattraktionen, der ewig verlachte  Dorfdepp, Kretin usw, pp. Superklasse echt- fast alle (Negativ)Klischees werden hier nahezu perfekt erfüllt. Was ich damit sagen will ist, dass diese Bilderwelt in keinster Weise dem entspricht, was ich selbst unter Frauenliebe verstehe. Es liegen Welten-wenn nicht gar Universen-zwischen meinen eigenen Lebens- und Liebeserfahrungen, und diesen „queeren“ Fotos hier. Mich gruselt es bei ihrem Anblick und vor allem vor dieser pseudomodernen Nähe von gleichgeschlechtlicher Liebe (und vor allem der zwischen Frauen!) – und Krankheit, pathologischer Ausschweifung, biologischer Missbildung und kirchlich sanktionierter Sünde. Vielen Dank liebes L-Mag, das war ja mal wieder ein Meisterstück! Diesen seit Anbeginn der Geschichte andauernden Frauen(selbst)hass so „wunderbar“ auf Glanzdruck und in Farbe neu zu inszenieren.

Aber wo bleibt da die Frau, die einfach als Frau eine andere Frau liebt? Für immer verschwunden/noch nie emporgetaucht aus dem seit Geschichtsbeginn währendem queer-schwulen Männer-Mensch-Weltgebilde…? Aber nein, ich habe da durchaus noch Hoffnung, denn man muss sich z. B. nur mal die Bilder vom Dinah Shore Festival in Palm Springs anschauen. Frauen, einfach nur Frauen. (Im selben Heft auf Seite 54, kurz vor dieser Drittes Geschlecht-Magnus Hirschfeld-auch lesbische Frauen sind eigentlich schwule Männer-queeren Fotopropaganda.)